Der Filmschneider ist bei dem ganzen tollen
Auftritts-Brocken auf den Plakaten nicht erwähnt. Ich war
erstens ja mal wieder VJ statt DJ: Alle Filme dieses Abends - und das
Orchester
musizierte etwa neunzig Minuten zu zwölf Kinofilmen -
waren von mir passend geschnitten. Und die "Deutungshoheit" dieser
Veranstaltungen lag zweitens beim Orchester. Über die
Anfertigung der Filme wurde daraufhin schlicht geschwiegen, als
wäre es die Leistung eines der hundert Orchester-Musiker, die
ja auch nicht erwähnt werden. Merkwürdig ist das
schon bei diesen vermutlich alternativlos hierarchisch gebauten
Klassikstrukturen: Pausenloses Name-Dropping des Dirigenten und dreier
Pianisten - ja, wir wechselten diese Stars dreimal - dann noch eine
Co-Dirigentin, der technisch die Sache betreuende Verein, und dann ging
die Tür zu.
Lustig war dann wieder Berlin: Da hatte die
Seniorengruppe, die das Konzert organisierte, die "Deutungshoheit".
Prompt war das Orchester nur ein farbloser Schatten in der Besprechung
des Ereignisses. Als die Fernseh-Reporterin die angeblich wichtigste
Person des Berliner Konzertes, also den dortigen Veranstalter, fragte:
Wer hatte die Idee "Filmmusik live" - sagte der doch glatt "Wir". Und
keiner widersprach. Da schaut man dann live der Verfälschung
von Abläufen im Sinne derjenigen zu, die das Mikrophon in der
Hand halten.
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Ich habe diese Homepage hier in der Hand, woraufhin
es hier eine dritte Version der "Tournee mit Orchester" gibt: So sehr
der Dirigent auch sein Orchester in den Mittelpunkt rückte,
die Filme verspätet starten ließ, mittendrin
pausieren ließ, und das Licht musste auf das Orchester
deuten: Sobald das Kino sich verdunkelte, griffen mächtige
Neuversionen von Filmklassikern nach den Gemütern der
Zuschauer. Und dass diese Neuversionen der Filme hoch hoben und
prachtvoll durch die Musik trugen, das bitteschön war ich, und
es war keine triviale Leistung.
Schwamm über die nicht deckungsgleichen
Sichtweisen zum Erfolg eines Events, Applaus von meiner Seite
für das Orchester und Schande über diese Berliner
Veranstaltungs-Protzer. Wegen all der diffus lauernden
Urheberrechts-Probleme sage ich hier erstens nicht mal, welches
Orchester das war, und zweitens fällt kein Name meiner
Mitbeteiligten im suchmaschinenrelevanten Text.
Einseitig aus dem Fenster gelehnt hatte ich mich
bei dieser Anpassung an Dirigentenwillen und Filme wie "Winnentou" -
und kündigte, noch während das Finale nahte, an, dass
ich keinen weiteren Umschnitt von vorgegebenen Kinofilmen machen wolle.
Volle
Filmkammern habe ich seitdem für Live-Events, bei denen ich
dann aber Trance oder was-auch-immer locker mit Film mischen werde -
und mir nicht mehr den selbsterstellten Start von "Spider Man"
wegnehmen lasse, den das Publikum bei der Orchester-Tournee nie zu
sehen bekam.
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