VJ
und DJ: Der DJ hat die GEMA, der VJ hat ein Problem
Don´t care about
the missing english, dear visitors: we talk about a problem that just exists for us in
Germany.
Wir leben in
einer digital überfluteten Welt. Überflutet mit Bildern, Musik, Filmen,
in Werbung und Privatgebrauch. Die Erzeuger von Original-Film-Material stehen
beim "Privatgebrauch" empört am Rande von pausenlosem Diebstahl. Alles ist
kopierbar, und kaum ein Honorar erreicht die Autoren. In diesem Meer der Freude der Diebe, gespeist von fernen Flüssen kaum noch genannter Urheber, schwimmt der VJ, der Video-Jockey. Er
arbeitet "Found Footage" auf, gefundenes Fressen. Er ist der Freund aller Filme, |
Arm in Arm mit dem DJ, dem Disc-Jockey, dem Freund aller Musik. Und beide haben eigentlich alles auf ihren
Festplatten. Alles von fremden Autoren, in niemals bezahlbarer Menge. Beide sind ein bisschen gejagt von der im klassischen Sinne rechtlosen
Materialsammlung, auf der sie ihre Arbeit aufbauen. Dabei sind beide endlich,
nach Jahren des Bezahlenmüssens für allzuoft falsche Versprechungen, nach Jahren voller teurer Pakete mit lückenhaftem Inhalt, nach Jahren der kommerziellen Gängelung, weitbewegliche Könige
eines riesigen Archives.
|
Das Foto stammt aus einer "Metropolis"-Nacht
2009 in der Stuttgarter Disco "Bett"
Seit Anbruch des
Digitalzeitalters kann der VJ privat aus freier Wahl heraus sagen: Diese Filmbilder liebe ich, nach
individueller Meinungsbildung und Suche. Rechtlich ein Problemfall, ist der VJ kulturell
ein tolles Kind der Digitalkultur. Möge er nicht so erbärmlich zugrunde gehen wie die Graffiti, die Malkunst auf
öffentlich zugänglichen Mauern: Sie stieg vielfach auf zu brillianter Klasse, wurde
öfter noch
aber zurückgeprügelt bis zu hektischen Schnellmalereien, auf die der Bürger dann in selbsterzeugter Bestätigung deuten konnte: Seht, das ist doch Schmiererei. |
Nur wenn der VJ im Schatten einer pauschalen Urheberabgabe eines
Festivals oder Diskothek seine Bilder improvisiert, kann er halbwegs unverfolgt
bleiben wie der Sprayer am Haus, das morgen abgerissen
wird.
"Metropolis 2002" ist deshalb zunächst ein Live-Event.
Trotzig existiert aber auch das 80-Minuten-Kino-Destillat und verkündet:
Hey, ich bin ein Kinofilm. Die beiden Metropolis-2002-Zwillinge - wie Wein
und Branntwein - bieten
prachtvolle, wütende und berauschende Musikfilme, die live zu
erleben sind mit tanzendem Publikum, aber locker auch im Kino-Ambiente. |
|